Denkmäler und Skulpturen

Denkmäler und Skulpturen im Nikolaiviertel

Klio – die Muse der Geschichtsschreibung
Bildhauer: Albert Wolff (1814 – 1897)
Standort: vor der Nikolaikirche

Klio ist eine Sockelfigur vom Reiterstandbild Friedrich Wilhelm III. , welches sich einst im Lustgarten befand. Das Reiterstandbild bestand aus ursprünglich sechs Sockelfiguren, wurde 1871 enthüllt und die Figuren 1876 aufgestellt. Im 2. Weltkrieg wurde das Denkmal eingeschmolzen. Nur zwei Figuren blieben relativ unbeschädigt erhalten. Eine davon ist Klio „die Muse der Geschichtsschreibung“ und die andere „die Wissenschaft“ – Standort hinter der Nikolaikirche.
Die linke Hand der Sockelfigur stützte sich einst an den Denkmalsockel, während die rechte Hand schrieb.

Die Allegorie der Wissenschaft
Bildhauer: Albert Wolff (1814 – 1897)
Standort: hinter der Nikolaikirche

Die „Allegorie der Wissenschaft“ ist wie „Klio – Die Muse der Geschichtsschreibung“ eine Sockelfigur vom Reiterstandbild Friedrich Wilhelm III. im Lustgarten. Das Reiterstandbild bestand aus ursprünglich sechs Sockelfiguren, wurde 1871 enthüllt und die Figuren 1876 aufgestellt. Im 2. Weltkrieg wurde das Denkmal eingeschmolzen. Nur zwei Figuren blieben relativ unbeschädigt erhalten. Eine davon ist die „Allegorie der Wissenschaft“ und die andere „Klio – die Muse der Geschichtsschreibung“ – Standort vor der Nikolaikirche. Die beiden 3m hohen Bronzefiguren stehen seit 1987 im Nikolaiviertel. Die „Allegorie der Wissenschaft“ stellt einen nachdenklichen Mann dar, welcher lesend ein großes Buch mit der rechten Hand gegen den Schenkel stemmt. Mit der linken Hand hält er einen Globus auf dem anderen Schenkel. Der zugehörige, sich ursprünglich über seine Schulter neigende „Genius der Wissenschaft“ steht heute im Heinrich-von-Kleist-Park in Schöneberg.

St. Georg – Der Drachentöter

Der Heilige Georg, welcher hoch zu Ross den Drachen tötet und der Legende nach nicht nur die Prinzessin, sondern eine ganze Stadt von dem Ungetüm befreit, ist eines der am meisten fotografierten Denkmäler Berlins. Die 6m hohe Figurengruppe des Bildhauers August Kiss (1802 – 1865) fasziniert durch seine detailgetreue Gestaltung. Bis zur Sprengung befand sich das Denkmal im Hof des Stadtschlosses, danach im Volkspark Friedrichshain. Mit dem Aufbau des Nikolaiviertels hat das Reiterstandbild einen würdigen Platz in Berlins historischer Mitte gefunden. Am Spreeufer und mit Blick auf die älteste Kirche der Stadt – die Nikolaikirche. Von März 2010 bis Juni 2011 wurden die Figur und der Sockel aufwändig restauriert. Die Gesamtkosten betrugen 120.000 €. Das Reiterstandbild ist stilistisch zwischen Spätklassizismus und Neubarock anzusiedeln. August Kiss wurde 1802 in Schlesien geboren und starb 1865 in Berlin. Kiss hat weitere bekannte Werke geschaffen, z.B. das Reiterstandbild Friedrich des Großen im ehemaligen Breslau oder das Standbild Friedrich Wilhelms in Potsdam. Festtag des Heiligen Georg ist in allen christlichen Kirchen der 23. April. Der Heilige Georg war ein Märtyrer des frühen vierten Jahrhunderts in der Zeit der Christenverfolgung unter dem Römischen Kaiser Diokletian. Über die Jahrhunderte hinweg bildeten sich Legenden um ihn. Die wichtigste von diesen ist überliefert in der „Legende aurea“, einer Sammlung von Heiligengeschichten des 12. Jahrhunderts.

Heinrich Zille
Bildhauer: Thorsten Stegmann (1969)
Standort: Poststraße

Die anderthalb Tonnen schwere Kalksteinskulptur ist eine Hommage an den Milljöhzeichner Zille (1858 – 1929). „Überraschend ausgemergelt“ ist auf der dazugehörigen Tafel zu lesen – denn Heinrich Zille erfreute sich üppiger Körperfülle. Aber genau das war das Ansinnen des Künstlers, die Darstellung eines der prominentesten Berliners verschmilzt mit seinen Figuren. Den Menschen, mit denen Zille gelebt und die er gezeichnet hat. Ganz in der Nähe, Richtung Spreeufer, befindet sich das Zille-Museum. Dort erfährt der Besucher mehr über Leben und Werk des 80. Ehrenbürgers von Berlin. Im Zille-Shop gibt es Literatur, Postkarten und mehr zu kaufen. Am Nikolaikirchplatz befindet sich das „Theater im Nikolaiviertel“ – dort hört man die berühmte „Berliner Schnauze“ in einer eindrucksvollen Theatervorführung zu Zilles Milljöh.

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Aus der Legende aurea

Georgius der Ritter war geboren von Cappadocischem Geschlecht; der kam einst in das Land Lybia, in die Stadt Silena. Nahe bei der Stadt war ein See, so groß als ein Meer, darin wohnte ein giftiger Drache, der hatte schon oft das ganze Volk in die Flucht getrieben, wann es gewappnet wider ihn zog. Dann kam er bis unter die Mauern der Stadt und verpestete alles mit seinem Gifthauch. Also gaben ihm die Bürger täglich zwei Schafe, dass sie seinen Grimm stilleten; anders so kam er unter die Mauern der Stadt und verpestete die Luft mit seinem Gifthauch, dass viele daran starben. Als aber der Schafe wenig wurden und man ihrer nimmer genug mochte finden, kam man überein, dass man dem Wurm täglich opfern sollte einen Menschen und ein Schaf. Also warf man das Los, welchen Mann oder welches Weib man dem Drachen geben sollte; und niemand mochte dem entrinnen. Als nun schon fast alle Söhne und Töchter der Stadt geopfert waren, geschah es, dass das Los auf des Königs einige Tochter fiel, dass man sie dem Drachen sollte geben. Da ward der König traurig und sprach „Nehmt mein Gold und Silber und die Hälfte meines Königreiches, aber laßt mir meine Tochter, dass sie nicht also jämmerlich sterbe“. Das erzürnte das Volk und sie sprachen „König, du hast das Gebot selber gegeben: wir mussten alle unsre Kinder verlieren, und du willst deine Tochter behalten? So du an ihr das Gesetz nicht erfüllest, das du gegeben hast, verbrennen wir dich und dein Haus“. Als der König ihren Ernst sah, hub er an seine Tochter zu klagen und sprach „Weh mir, mein Kind, was soll ich mit dir tun, was soll ich sprechen? Ach, nimmer werde ich deine Hochzeit sehen“. Und zum Volk sprach er „Ich bitte euch, laßt Sie mir nur noch acht Tage, dass ich um sie klage“. Das gewährten sie ihm. Aber am achten Tage kam das Volk zu Hauf und schrie mit Zorne „Warum verdirbst du dein Land um deiner Tochter willen? Denn wir müssen alle von dem Anhauch des Drachen sterben“. Da sah der König, dass er seine Tochter nicht erretten mochte; und ließ ihr königliche Kleider anlegen, umarmte sie und sprach zu ihr mit Tränen „O weh liebe Tochter, ich gedachte königliche Kinder von deinem Schoße zu erziehen; nun wirst du von dem Drachen verschlungen. Ich dachte zu deiner Hochzeit edle Fürsten zu laden, das Schloß mit Perlen zu schmücken, Pauken und Trompeten zu hören; nun gehst du hin, dass dich der Drache essen soll“. Und küßte sie und rief  „O Tochter; ich wäre besser vor dir gestorben, denn dass ich dich also muss verlieren“. Da fiel sie zu des Vaters Füßen nieder und bat um seinen Segen. Den gab er ihr unter Tränen, und sie machte sich auf zu dem See. Da kam Sanct Georg von ungefähr dahergeritten, und da er sie weinen sah, fragte er, was ihr wäre. Sie antwortete „Guter Jüngling, steiget schnell auf euer Roß und fliehet, oder ihr werdet mit mir verderben“. Sprach Georg „Fürchte dich nicht liebe Tochter, sondern sage mir, worauf du hier harrest unter den Augen alles des Volkes?“ Sie antwortete „Herr, ich sehe, dass ihr edlen Herzens seid, aber begehrt euch, mit mir zu sterben? Fliehet eilends von hinnen“. Sprach Georg „Ich werde nicht eher von diesem Orte kommen, bis du mir sagst, was dir sei“. Da erzählte sie ihm alles.
Er aber sprach „Liebe Tochter sei ohne Furcht, ich will dir helfen in dem Namen Christi“. Sie sprach „Guter Ritter du willst nicht mit mir sterben, es ist genug, so ich untergehe; denn retten magst du mich nicht, sondern du wirst mit mir verderben“. Da sie noch sprachen, siehe, so hob der Drache sein Haupt aus dem See. Die Jungfrau zitterte vor Schrecken und rief „Flieh, guter Herr, flieh so schnell du magst“. Aber Georg sprang auf sein Roß, machte das Kreuz vor sich und ritt gegen den Drachen, der wider ihn kam; er schwang die Lanze mit großer Macht, befahl sich Gott, und traf den Drachen also schwer, daß er zu Boden stürzte. Dann sprach er zu der Jungfrau „Nimm deinen Gürtel und wirf ihn dem Wurm um den Hals, und fürchte nichts“. Sie tat es, und der Drache folgte ihr nach wie ein zahm Hündlein. Als sie ihn nun in die Stadt führte, erschrak das Volk und floh auf die Berge und in die Höhlen und sprach „Weh uns, nun sind wir alle verloren“. Da winkte ihnen Sanct Georg und rief „Fürchtet euch nicht, denn Gott der Herr hat mich zu euch gesandt, dass ich euch erlöse von diesem Drachen. Darum glaubet an Christus und empfanget die Taufe allesamt, so will ich diesen Drachen erschlagen“. Da ließ der König sich taufen und alles Volk mit ihm, und Sanct Georg zog sein Schwert und erschlug den Drachen. Darnach gebot er ihn aus der Stadt zu schaffen, und vier Paar Ochsen zogen ihn heraus vor die Stadt auf ein großes Feld. Es wurden aber an jenem Tage 20.000 Menschen getauft, die Weiber und Kinder nicht gerechnet. Der König ließ der Jungfrau Maria zu Ehren und Sanct Georg eine schöne Kirche bauen, und auf dem Altar entsprang ein lebendiger Quell, der machte alle Kranken gesund, die daraus tranken. Sanct Georgen bot der König unermessliche Schatze an, aber der wollte sie nicht nehmen, sondern ließ sie unter die Armen teilen. Darnach gab er dem König gute Lehre und sprach, er sollte vier Dinge halten: dass er die Kirche in seine Hut nehme, die Priester ehre, fleißig Messe höre und der Armen sei eingedenk. Darnach küsste er den König und ritt hinweg.