Von Wirtshäusern und Amphibien: der Paddenwirt

11. September 2025

Zwischen der Spandauer Straße und dem Spreeufer findet man ein Gasthaus, dessen Name vielen Besuchern ein Rätsel aufgibt: das Restaurant „Zum Paddenwirt“. Es befindet sich nur einen Steinwurf von der Stelle entfernt, an der es im Mittelalter am nördlichen Ende des Mühlendamms den ersten befestigten Spreeübergang gab.

Durch den Fluß und die nahe Spreequerung hatten sich viele Händler hier angesiedelt und am nahen Molkenmarkt, damals noch Alter Markt bzw. Olde Markt genannt, wurde schon vor der ersten Erwähnung von Berlin und Cölln rege gehandelt und gefeilscht. Neben anderen Waren wurden auch die Lebensmittel praktischerweise auf dem Wasserweg über die Spree angeliefert.

Die Gegend rund um das heute lückenlos befestigte Spreeufer war damals auch Lebensraum für allerlei Getier – unter anderem für jede Menge Kröten, die damals „Padden“ genannt wurden. Aus diesem Grund gab es hier auch seit dem Mittelalter eine Paddengasse mit 15 Häusern und einer „Länge von 100 Schritt“, die erst 1862 durch Überbauung aus den Stadtplänen verschwand.

Im mittelalterlichen Berlin war das Nikolaiviertel ein Quartier, das vor allem von Handwerkern der verschiedenen Zünfte geprägt war – ein Ort, an dem hart gearbeitet wurde. Viel Arbeit macht bekanntlich hungrig und durstig und so siedelten sich natürlich auch viele Wirtshäuser hier an, um die Menschen mit deftigem Essen und Bier zu versorgen.

Dann ergab es sich, dass ein Wirt eines Abends keine Lust mehr hatte, seine Bierfässer vom Kahn zu entladen. Der Transport all der Bierfässer lief natürlich nicht ohne Schäden ab und so war in jener Nacht eines der großen Fässer etwas undicht. Es muss Mitte bis Ende März gewesen sein, denn die Krötenwanderung hatte grad eingesetzt.

Als der Wirt nun am Morgen sein Bier vom Kahn holen wollte, begrüßten ihn Hunderte betrunkene Frösche und hüpften ihm die wenigen Schritte bis zum Gasthaus nach, wo sich aus dem undichten Fass ein kleiner Biertümpel bildete. Die Kröten spielten total verrückt. Hemmungslos sprangen sie über Tische und Bänke – sehr zum Amüsement von Gästen und Passanten. Durch die gute Bewirtung der Amphibien bekam der Wirt seinen Spitznamen – und es hieß fortan „Du olle Padde“.

Das heutige Restaurant „Zum Paddenwirt“ liegt an der Ecke Mühlendamm und Eiergasse. Man serviert deftige Klassiker der Berliner Küche, von der Kartoffelsuppe bis zur hausgemachten Sülze mit Remouladensauce. Und an der Fassade prangt natürlich heute noch die Namensgeberin – eine große Kröte.

Auch interessant und ein echter Blickfang für tolle Nikolaiviertel-Fotos: im Biergarten des Paddenwirts steht ein historischer Schöpfbrunnen. Er hat einen Durchmesser von 2 Metern, besteht aus rotgeflecktem Marmor und wird gekrönt von einer schmiedeeisernen Verzierung.