Nikolandia: ein etwas anderer Spaziergang durch das Nikolaiviertel
Unser Nikolaiviertel heisst für die nächsten 2 Stunden „Nikolandia“. Anstelle des sonst so sachlichen Stadtplanes halten die Expeditions-Teilnehmer wie Schatzsucher große „Nikolandia Blätter“ in ihren Händen, auf denen die Gassen, Häuser, Denkmäler und Läden in märchenhafter und origineller Weise dargestellt sind. Der feuerspeiende Drache, den der Heilige Georg ansonsten auf dem gleichnamigen Denkmal bekämpft, springt heute ausnahmsweise kopfüber in die Spree. Vorm Spielkartenladen türmt sich ein Kartenhaus. Gulliver bewacht die Buchhandlung minilibris. Auf dem Dach vom Reisebüro hat sich eine Taube ihr Nest gebaut. Ein Heißluftballon schwebt über dem Viertel und der Froschkönig sitzt auf der Zille-Destille.
Wir haben eine Nikolandia-Gruppe ein Stück begleitet. An den „Berliner Originalen“ „Am Nußbaum“ wartete Anna Haase, die bekannte Stadtführerin, im Kostüm auf die vier kleinen Gruppen in den verschiedenfarbigen Capes. Eine kurze originelle Einführung mit „Berliner Luft“ aus der Drehorgel.
Dann teilen die „Wächterinnen“ (das sind die Theatermacher) Gegenstände aus, mit deren Hilfe die Gruppen ihre nächste Station auf dem Nikolandia-Plan suchen und finden sollen. Die Kerze steht – klarer Fall – für die Nikolaikirche. Am ältesten Gebäude von Berlin wartet Kurator Albrecht Henkys vom Stadtmuseum auf die 6 Personen starke Expedition. Albrecht Henkys ist somit an diesem Tag der erste „Beleber“, denn so nennt das theater performance kollektiv „onelf“ die Menschen, die den Teilnehmern etwas über Geschichte, Kultur, die eigene Biographie, ihr Unternehmen usw. erzählen.
Die Kerze wird gegen den Spiegel getauscht. Ah, mit dem Spiegel geht es nicht zum Friseur, sondern in das Theater im Nikolaiviertel. Heidrun Preusser hat in zwei Stunden eine Vorstellung, lässt in ihre Garderobe blicken und gibt eine Kostprobe von „Zilles Milljöh“ auf der kleinen Bühne zum Besten.
Man erfährt nebenbei, dass sie einst auch im Kabarett „Die Distel“ mitgespielt hat. Heidrun Preusser schaut auf die Uhr und mahnt die Expedition zur Eile. Der „Globus “ wartet. Hinter dem verbirgt sich das Antiquariat Struck. Nikolaus Struck, der Inhaber ist gar nicht da, aber er spricht vom Bildschirm zu seinen Gästen. Die schauen sich neugierig im Laden um. Alte und seltene Kupferstiche werden erklärt. Bis ein Buch gezogen wird und da ist klar: Es geht zu minilibris, Europas größter Minibuch-Handlung. Falk Thielicke erklärt, ab wann ein Buch ein „Minibuch“ ist. Wie er sich mit diesem Laden seinen Traum verwirklicht hat und was es alles in „Mini“ gibt.
Buch wird gegen Erbse getauscht: Vorne am Spreeufer und am Drachentöter-Denkmal wartet im Raumausstatter „fröhlich wohnen“ die „Prinzessin auf der Erbse“. Inhaberin Martina Sprockhoff zeigt im Kostüm ihr Reich. Auch das gehört zum Theaterkonzept. Kleine Überraschungen und Rollenspiele. Zwischendurch ernsthafte Fragen: „Was hat sich denn im Viertel in den letzten Jahren verändert?“ Draussen im Freien läuft „Nikola“ die kleine Schwester der Nikolaikirche und begleitet die Gruppe mit den roten Capes. Die andere lernt nun den Spielkartenladen kennen, das neue Hotel, die Zille-Destille, das KugelEi, ein polnisches Reisebüro, den Erzgebirgischen Weihnachtsmarkt und trifft sich nach 2 Stunden im Café BonneVie bei Ineke Krouwel. Dort sitzt es sich wie im Wohnzimmer und bei heißer Anis-Milch beginnt eine neue Geschichte. Eine von vielen aus dem Nikolaiviertel. Mittendrin in Berlin und doch abseits des Mainstreams.
Dank an die „Nikolandia Macher“ und „Nikolandia-Teilnehmer“!
Ein transeuropäischer Spaziergang ins Nikolaiviertel, der „Wiege Berlins“ zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fiktion, Eisbein und Cupcakes. Eine spielerisch verspielte Tour durch gebaute Geschichte(n), Visionen und gefundene Identitäten von OnElf und den European Alternatives Berlin.
Mehr Infos: transeuropawalk.wordpress.com