„Die ganze Welt ist voller Wunder“ sprach Dr. Martin Luther und wir beweisen das mit bärigen Spuren der Reformation rund ums Nikolaiviertel

Vor 500 Jahren liebten es die sächsischen Kurfürsten, die Schutzherren der Reformatoren, auf Hirsche und Bären zu jagen. Heute sind es Teddybären, die uns gefühlvoll und mit bärigem Brummen von dem berühmtesten Reformator der Geschichte berichten…Dr. Martin Luther und der sagte es schon sehr eindringlich: „Unser Herrgott gönnet uns gern, dass wir essen, trinken und fröhlich sind und alle Kreaturen brauchen, denn darum hat er sie alle geschaffen“ – also auch Bären und ihre plüschigen Abkömmlinge.

Luther war zwar nie in Berlin und Brandenburg, dennoch sind seine Spuren als Reformator überall zu finden. Grund für unsere Teddybären, statt seiner nun in Berlins Mitte Bärenspuren zu setzen.

Alt Berlin ist um 1500 eine blühende Handelsstadt und so bärenstarke Maßeinheiten wie der Berliner Stiefel, die Berliner Elle und das sogenannte Berliner Gewicht werden eingeführt. Und in der Nähe vom Nikolaiviertel, in Köpenick wird ein Jagdschloss gebaut – doch davon wollen ja unsere Bären aus bekannten Gründen nichts hören. Beschäftigen wir uns lieber mit der Reformation.

Die Berliner Nikolaikirche in der Mitte vom Nikolaiviertel ist über die Jahrhunderte ein historischer Ort des religiösen und weltlichen Lebens der Stadt. Mit ihrem Doppelturm prägt sie bis heute das Bild vom Alt Berliner Zentrum. 1539 wird sie gar Zeugin der Reformation: Die erste lutherische Predigt findet am 14. September 1539 statt. Am 2. November 1539 gibt es bereits das erste offizielle lutherische Abendmahl. Geprägt wurde die Einführung der Reformation durch den Kurfürsten von Brandenburg Joachim II. Zum 500-jährigen Reformationsjubiläum in 2017 setzt das Stadtmuseum Berlin einen besonderen Akzent. In der Nikolaikirche, einst Zentrum des Brandenburgischen Luthertums, findet die Ausstellung „Sankt Luther: Reformator zwischen Inszenierung und Marketing“ über Luthers Lehre und der kulturellen und sozialen Praxis statt.

Dr. Martin Luther also ist die BärSönlichkeit, über die wir heute und hier berichten: Er war ein Augustinermönch und Theologieprofessor, der am 10. November 1483 in Eisleben, Sachsen – Anhalt, geboren und am 18. Februar 1546 dort gestorben ist. Er hatte ein Lieblingsrestaurant in Jena, den Gasthof „Schwarzer Bär“, den es noch heute gibt. Luthers Ziel war es, die von ihm empfundenen Fehlentwicklungen in der Katholischen Kirche durch ausschließliche Orientierung an Jesus Christus als dem fleischgewordenen Wort Gottes zu beseitigen. Seine Entdeckung der Gnade Gottes, seine Predigten und Schriften – besonders seine Lutherbibel – entfalteten breite Wirkung.

Im Herbst 1517 war Luther mit einem Anschlag von 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg an die Öffentlichkeit getreten und löste damit die Reformation aus. In den Thesen kritisierte er insbesondere den Ablasshandel. 
Nachdem er sich mit den Worten „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ auf dem Wormser Reichstag 1521 weigerte, seine Lehre zu widerrufen, kam es zum Bruch mit der Kirche. Seine bekannte und viel zitierte Rede endete mit den Worten: „Gott helfe mir, Amen.“

Am 4. Mai 1521 lässt Kurfürst Friedrich der Weise unseren Martin Luther auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Er hofft, dadurch Luther aus dem Rampenlicht zu nehmen und die ständigen Angriffe auf die reformatorische Bewegung etwas abzuschwächen. Luther lebt nun inkognito auf der Wartburg: er nennt sich Junker Jörg, leidet aber stark unter der Verbannung „im Reich der Vögel“. Auch die vielen Kämpfe mit dem Satan, wie der sprichwörtliche Wurf mit dem Tintenfass, mögen ihm in dieser Zeit arg zu schaffen gemacht haben. Luther widmet sich der Aufgabe, in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche zu übersetzen.

© Dr. Ursula Fellberg: Der Bär „Martin Luther“ vor der Thesentür an der Schlosskirche der Lutherstadt Wittenberg mit einem Auszug aus den 95 Thesen vom 31. Okt. 1517.

1525 heiratete Luther die frühere Nonne Katharina von Bora und bekannte sich damit bewusst zur Ehe. 
Die Bibel, für ihn die einzige Autorität in Glaubensfragen, wollte er jedermann zugänglich machen. Vom April bis Oktober 1530 fand er auf der Veste Coburg Unterschlupf… deshalb ist auch unser Teddybär dort geboren! 1534 vollendete er seine Bibelübersetzung und brachte eine erste Gesamtausgabe der Deutschen Bibel heraus, die sich Dank der Erfindung des Buchdrucks in Windeseile verbreitete.

Ausgelöst wurde die Reformation also 1517 durch Martin Luthers Thesenanschlag. Ein weiterer Reformator, der einen anderen Weg als Luther einschlug, war Johannes Calvin. Ihm begegnen unsere Teddybären am Französischen Dom, „gleich um die Ecke“ vom Nikolaiviertel, an schönsten Platz Berlin, dem Gendarmenmarkt. Calvin wurde in Frankreich verfolgt und ging darum nach Genf, wo er die Reformation durchführte. Während sich in Berlin Mensch und Bär vergnügten, wurde die Moral der Menschen in der Schweiz streng überwacht. Das öffentliche Leben wurde strikt geregelt: Tanz(bären), Glücksspiel und andere Vergnügungen wurden verboten. Anders als unsere Teddybären sind sich Johannes Calvin und Martin Luther nicht persönlich begegnet, Calvin jedoch wäre gern ein Schüler Luthers gewesen und hat u.a. in seiner Institutio viel von Luthers Theologie aufgenommen.

Calvins Lehre verbreitete sich aus, obgleich das katholische Königshaus und der Adel die Protestanten verfolgen ließen. Um 1560 entstand die Bezeichnung „Hugenotten“. Anhänger des Calvinismus waren nun mit dem Tode bedroht. 1562 fanden unzählige Hugenotten den Tod und es kam zu den acht „Hugenottenkriegen (bis 1598).

Unter Heinrich IV. kehrte endlich – zunächst – Ruhe ein: Die Hugenotten erhielten im Edikt von Nantes 1598 die Religionsfreiheit. Viele Hugenotten flohen ins Ausland. Dort gründeten sie reformierte Gemeinden, z. B. in Deutschland (vor allem in Brandenburg und Berlin), den Niederlanden, England und auch Nordamerika. Die Hugenotten waren sehr willkommen, denn sie waren leistungsfähig und strebsam. Dort wo sie hinzogen, kam es oft zu einer Blüte der Wirtschaft und besonders der Landwirtschaft. Die Bevölkerung aber blickte oft mit Neid auf die reichen Hugenotten; unser Teddybär ist so ein feiner Pinkel, wie der Bärliner zu sagen pflegte.

Unter Ludwig XIV. erreichte die Hugenottenverfolgung dann 1685 ihren Höhepunkt. Das Edikt von Nantes wurde aufgehoben, die Ausübung ihrer Religion wurde den Hugenotten verboten. Im Edikt von Potsdam bot 1685 der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, selbst calvinistischen Glaubens, freie und sichere Niederlassung an. Dieses so wichtige Edikt für die Hugenotten in Berlin und Brandenburg ist maßgeblich von keinem Geringerem als dem Geheimrat Paul von Fuchs verfasst wurde, dessen Haus im Nikolaiviertel, in der Rathausstraße stand. Die Hugenotten bauten dann zwischen 1701 und 1705 die Französische Friedrichstadtkirche. Der Turm wurde von König Friedrich II. erst 80 Jahre nach dem Bau der Kirche errichtet (1780-1785).

© Dr. Ursula Fellberg: Der Teddybär Sir Edward von Steiff aus 2014 erinnert an die prunk- und prachtvolle Epoche des Barock und könnte einer der vornehmen Hugenotten sein, die um 1650 als sogen. Re´fugie´s von Frankreich nach Deutschland und insb. nach Berlin/Brandenburg kamen. Er gehört zur Sammlung Fellberg und ist hier vor dem Französischen Dom in Berlin fotografiert.

Von den reformatorischen Ansätzen her gibt es keinen Unterschied zwischen Reformierten Calvinisten/Hugenotten und Lutheranern. Alle haben die eine Bibel, glauben dem Selben und das Gleiche und erkennen mit Taufe und Abendmahl zwei Sakramente an.

Die Hauptunterschiede im Abendmahlsverständnis bei Katholiken, Lutheranern und Reformierten liegen vor allem in der Frage, in welcher Weise Jesus anwesend ist, wenn heute Abendmahl gefeiert wird. Jesus sagte bei der Einsetzung des Abendmahls zu seinen Jüngern: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“ (siehe 1 Korinther 11,24-25). Die katholische Lehre sagt nun, dass sich in der Feier des Abendmahls (der „Eucharistie“) Brot und Wein tatsächlich in Leid und Blut Jesu Christi verwandeln. Er ist also geradezu leiblich anwesend. Die lutherische Lehre besagt ebenfalls, dass Jesus Christus im Abendmahl real präsent ist. Allerdings werden Brot und Wein durch die Einsetzung zu einem einheitlichen Sakrament (also zu einem besonderen Zeichen, das den Glauben stärkt). Eine Verwandlung in Leib und Blut geschieht nicht.

Die reformierte Lehre (Calvinistisch/Hugenotten) besagt, dass Brot und Wein lediglich Zeichen für Jesu Christi Leib und Blut sind. In der Feier des Abendmahls ist der Geist Gottes dabei, weil man gemeinsam Brot und Wein teilt im Gedächtnis an Jesus Christus.

Wir Teddybären sitzen beim Abend-Mahl gemeinsam zusammen und denken an die großen Reformatoren zurück und um mit Luther zu brummen „Ob wir vor der Welt ungleich sind, so sind wir doch vor Gott alle gleich, Adams Kinder, Gottes Kreatur, und ist je ein Mensch/Bär des andern wert?“

Weitere aktuelle Informationen zu den hier gezeigten Teddybären finden Sie in Brunos Bärenmuseum www.baerenmuseum.com

© Dr. Ursula Fellberg: Die Teddybären sind (von links nach rechts) der Reformationsteddy von Hermann Coburg von 2017, der „Hugenotte“ von Steiff und Papst Benedikt, unser Papa emeritus; fotografiert vor unserem Holzrelief des Abendmahls.

 


Teddybären und einige ihrer Freunde haben der Stadt Berlin und insbesondere dem Nikolaiviertel ein weiteres Denkmal gesetzt. Sie haben in Büchern und Vorträgen wichtige und herausragende Ereignisse – natürlich aus Bärensicht – historisch wahr, mit einem verschmitzten Lächeln beschrieben und liebevoll portraitiert. In dieser Kolumne werden künftig Alt-Berliner BärSönlichkeiten, bärige Monarchien und Repräsentanten/Erlebnisse aus dem Berliner Volk vorgestellt.

Einige der BärSönlichkeiten haben ihre Heimat sogar im Nikolaiviertel. Die Teddybären der Serie „Alt-Berliner Originale“ sind z.B. Sonderanfertigungen und sie gibt es nur im Teddy’s Laden im Nikolaiviertel in der Propststrasse  gegenüber vom Gründungsbrunnen mit dem Bären. Ein Besuch lohnt sich. www.teddy-laden.de

© Johannes Geyer, Fotostudio Poing, bearbeitet mit urheberrechtlich geschützten Logos © Dr. Ursula Fellberg

Dr. Ursula Christina Fellberg

Als geborene Berlinerin kommt man an Bären nicht vorbei: In „Bärlin“, der Hauptstadt der Bären geboren, bleibt auch im schönen Bayern bis heute eine „alte Liebe“ zu der Stadt mit dem Bären im Wappen.

Dr. Ursula Fellberg ist promovierte Betriebswirtin und war Wissenschaftlerin und langjährige Managerin im Siemens Konzern. Heute ist sie Autorin, Managerin und Sammlerin.

Sie hat eine vielfältige Teddybär-Sammlung aufgebaut und verbreitet mit Bärenzeit, bärige Lebensfreude in Wort, Bild und Tat. Besuchen Sie Dr. Ursula Fellberg’s Webseite mit Digitalem Online Teddy-Bärenmuseum, Shop des Bärenzeit Verlages und weiteren bärigen Attraktionen unter www.baerenzeit.com

Seit dem Frühjahr 2024 leben zahlreiche Teddybären am Chiemsee im Irmengard-Hof der Berliner Björn Schulz Stiftung. Die Teddys der Aktion „Teddys tun gut“ stammen aus der Sammlung Fellberg. Dahinter verbirgt sich nicht nur eine der vielfältigsten Teddy-Sammlungen Europas, sondern vor allem eine besondere Präsentationsform, die Herz und Kopf gleichermaßen anspricht.

War es jahrelang der Gedanke, für die Sammlung Fellberg eine eigene Stiftung zu gründen, so hat Frau Dr. Fellberg mit der Berliner Björn Schulz Stiftung nun einen geeigneten Partner gefunden, mit dem sie zwei Ziele vereinen kann: Hilfe und Unterstützung für kranke Kinder und ihre Angehörigen und Teddybären aus der Sammlung Fellberg als Trostspender und Begleiter bei bärigen Erlebnissen.

https://www.sammlungfellberg.com

Die Gesamtwerke (Bücher/Artikel) können unter www.baerenzeit.com/shop/ erworben oder als Vorträge www.baerenzeit.com/lesungen-vorträge/ gebucht werden; alle Teddybären werden von Bruno in www.baerenmuseum.com präsentiert und gehören zur Sammlung Fellberg.

Telefonisch erreichen Sie Dr. Ursula Fellberg unter +49 171 5516488