Nikolaiviertel persönlich: Sabine Matusch und das KugelEi
Am Osterwochenende hat Sabine Matusch mit einem großen Hoffest ihr 25-jähriges KugelEi-Jubiläum im Nikolaiviertel gefeiert. Anlass genug für ein Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Beruflich sind Sie jetzt seit 25 Jahren im Nikolaiviertel „zuhause“. Wie sieht denn inzwischen Ihr typischer Arbeitstag aus?
Der startet normalerweise zwischen vier und sechs Uhr morgens im Großmarkt in der Beusselstraße um Blumen einzukaufen. Gerade am Anfang der Woche mache ich ja immer meine Wochensträuße, die viele Firmen oder Private bei mir buchen. Für die Blumenkunden eine ganze Woche über florale Freude.
Wenn man vor Ihrem Geschäft steht, denk man ja spontan erstmal „ein Café“…
Ursprünglich habe ich ja als Blumen- und Kunsthandwerkladen angefangen, dann kam das Café dazu, aber inzwischen dienen die Räume eher als Eventlocation. Für private Feiern und für Firmenevents. Das greift auch alles super ineinander: eine süße Location, die Deko, das Catering und das Entertainment… gibt es alles bei mir.
Beim Catering, arbeiten Sie da mit anderen Dienstleistern zusammen?
Mit einigen Restaurants kooperiere ich inzwischen schon aber ich mache vieles selbst, meine Kuchen zum Beispiel. Ich habe mal Restaurantfachfrau gelernt, im Hotel Schweizerhof, und hatte auch mal acht Jahre lang meinen eigenen Catering-Service. Das war in den Achtzigern und hieß „Büfett Bine Berlin“.
Apropos „angefangen“ und „damals“: wie kam eigentlich der Name KugelEi zustande?
Das war bei einer Messe in Frankfurt, wo ich eigentlich etwas völlig anderes zu tun hatte. Da waren in einer Halle für Weihnachtsdeko, zusätzlich zu den „Weihnachtsbaumkugeln“ unfassbar viele Ostereier, die da ja gar nichts zu suchen hatten, was ziemlich komisch war. Aber auf der Rückfahrt nach Berlin dachte ich dann schon „ja, Weihnachtskugel und Osterei, daraus muss ich was machen“ und die Sache ging mir auch nicht mehr aus dem Kopf. Nach zwei Wochen stand ich dann in Salzburg bei Peter Priess auf der Matte und habe ihm von der Idee mit dem KugelEi erzählt, also quasi einem Hybrid aus einer Weihnachts- und einer Osterdeko. Der hatte damals 120 Eiermaler und war sofort begeistert. Das ging dann auch alles sehr schnell, und ich bekam meine erste Lieferung von ihm. Alles kleine Kunstwerke, alles handbemalt, mit Maschinen geht da gar nichts.
Und dann war die Frage: wo verkaufe ich das?
Ich war damals schon dabei, einen Laden zu suchen für meine Floristik und dann wurde es halt eine Kombination aus beidem, KugelEier und die Blume. Erst hatte ich auch am Ku’damm geschaut und in der Wilmersdorfer Straße. Es sollte ein Standort mit vielen Touristen sein, aber eben auch „schnuckelig“, und da war dann eben auch noch das Nikolaiviertel. Das kannte ich aus den späten Achtzigern und fand es damals schon toll und dachte, wenn da etwas frei wird, wär’s das.
Und dann ergab sich das auch. Aber nicht in der jetzigen Location, richtig?
Ja, in die Poststraße bin ich später umgezogen. Der erste Laden war hinter der Kirche, dort wo jetzt Tigertörtchen drin ist. Am 31. März 1999 hatte ich die Ladenschlüssel, und an dem Tag kam auch die erste „Eierlieferung“. Es war nichts im Laden. Gar nichts außer Kartons voll mit handbemalten Eiern und ich beim Auspacken. Das war grandios, weil dann eine japanische Reisegruppe plötzlich vor meinem Fenster stehenblieb, dann kamen die rein, haben die Eier fotografiert und mir gleich eine ganze Menge davon abgekauft. Da dachte ich „das kann ja nur gut werden“.
Und offenbar ist es ja immer noch gut… was hält Sie im Viertel?
Es ist einfach so ein schöner Ort und in der langen Zeit haben sich natürlich viele Bekanntschaften aufgebaut, geschäftliche und private, die mir ans Herz gewachsen sind. Da gab es natürlich viele Höhen und Tiefen, und es war für die Gewerbetreibenden nicht einfach, zum Beispiel auch wegen der vielen Baustellen im Viertel und drumherum. Aber ich schätze einfach die Nähe der Menschen hier, und es ist halt wie ein kleines Dorf – ein Riesenkontrast in dieser Großstadt und das mag ich. Ich finde auch, man sollte weiter dafür kämpfen, daß das Nikolaiviertel als Berliner Altstadt noch mehr gewürdigt wird – auch was die Wahrnehmung bei den Touristen angeht.
Apropos: wie würden Sie denn einem völlig Fremden erklären, wie das Nikolaiviertel ist?
Ich würde sagen, wenn Du schon mal in Paris warst, dann stell dir Montmartre vor, nur ohne den Hügel aber genau so genial. Und wenn wir hier noch mehr Künstler hätten, dann wäre das natürlich noch toller.
Da ist kaum etwas hinzuzufügen. Außer die Frage, was Ihre Pläne für die nächste Zeit sind…?
Für das zweite Halbjahr 2024 werde ich auf jeden Fall wieder mehr eigene Veranstaltungen anbieten. Von französischen Chansonsängern bis Swing, die Konzerte bei mir geben und Ziel ist, zwei Veranstaltungen im Monat zu machen, teils im Café, teils im Hof. Da ist einiges an Arbeit… für Ende August zum Beispiel „Grasland“, sie machen Country Poetry Songs, und dann wird es auch eine Ausstellung mit Bildern von Philipp Sonntag geben und eine musikalische Lesung mit ihm. Die steht unter der Überschrift „Poesie und Blues“. Und zur Weihnachtszeit hin kommen dann wieder Kindermärchen-Lesungen. Und natürlich Floristik-Seminare. Sommersträuße binden, Advents-Binden und florale Kunst.
Die nächsten Veranstaltungen im KugelEi finden Sie hier im Veranstaltungskalender.
KugelEi • Poststraße 12 • 10178 Berlin • Tel.: (0170) 3 211 211 • E-Mail: info@kugelei.de