Nikolaiviertel persönlich: Ilona und Astrid Rohleder – Antiquitäten im Nikolaiviertel
Zwischen Porzellan, Biedermeier-Möbeln und Silberleuchtern: seit 1993 handeln die Schwestern Ilona und Astrid Rohleder im Nikolaiviertel mit Kunst zum Anfassen.
Sie sind jetzt seit über 30 Jahren im Geschäft und gehören längst zu den renommiertesten Antiquitätenhändlern in Berlin – aber wie hat das alles angefangen?
Eine große Liebe zu schönen alten Dingen und Interesse an Kunst hatten wir beide schon immer. Anfang der Neunziger war wenige Jahre nach Mauerfall ja allgemein eine Aufbruchszeit und auch für uns beide eine Zeit der beruflichen Neuorientierung. Ein befreundeter Kunsthändler schlug uns dann vor, aus dem privaten Interesse das neue berufliche Standbein zu machen. Und dann haben wir das auch gewagt und haben diese Ladenfläche von der WBM angeboten bekommen.
In wenigen Worten: warum das Nikolaiviertel als Standort?
Es ist einfach so schön und fast kleinstädtisch ruhig, sobald man das Viertel betritt. Wir hatten einfach immer das Gefühl, hierher zu passen. Das ganze Viertel ist ja quasi wie Kunst zum Anfassen und genau das sind Antiquitäten für uns auch.
Und waren Sie von Anfang an so ausgerichtet wie heute?
Als wir hier angefangen haben, hatten wir sehr viele Teppiche aber im Lauf der Zeit wurde dann das Porzellan zum Schwerpunkt. Meissener und natürlich KPM. Und da liegt heute auch unsere besondere Expertise und unsere Leidenschaft. All die Dekore und mit welcher Präzision und mit wie viel Mühe feine Porzellanmalerei ausgeführt ist, in Handarbeit natürlich, und das teilweise vor 300 Jahren. Das ist schon faszinierend.
Arbeitet in Ihrer Branche jeder für sich allein oder kooperieren Händler?
Wir kooperieren sogar sehr gern und das Netzwerken mit Händlerkollegen macht wirklich Freude. Man lernt dadurch auch viel Neues. Viele unserer Sammler haben auch sehr spezielle Interessen und natürlich kann man nicht alles selbst im Bestand haben.
Sie haben viele Stammkunden. Was bringt die Leute immer wieder zu Ihnen?
Besonders die Kunden, die wir schon lange kennen und die Sammler, lieben guten Service und wenn wir wissen, was gesucht wird, dann gehen wir auch gern auf die Suche nach dem besonderen Objekt. Und wenn wir bei einem Kollegen fündig werde, dann mailen wir dem Kunden unverbindlich Fotos und am Ende wird jeder glücklich.
Und Sie liefern dann bundesweit oder auch international?
Wir haben tatsächlich eine Menge internationale Kunden. Da gibt es z.B. auch einen sehr guten Kunden in Japan, der mit Meissener Porzellan handelt und der gerade wieder Tassen bei uns gekauft hat. Und wir haben hier natürlich die besten Möglichkeiten, Dinge für ihn zu finden und ihm dann zu schicken.
Daß Antiquitäten nur etwas für ältere Leute sind, ist das Tatsache oder Vorurteil?
Natürlich haben wir viele ältere Kunden aber junge Leute haben auch Spaß an schönen alten Dingen. Eben keine Massenware sondern Unikate mit Charakter. Sicher sind Jüngere auch etwas empfänglicher für Trends und kaufen gern im Internet aber im Gegensatz zum Kauf bei EBAY können Sie sich die Stücke bei uns auch ansehen. Manche Details lassen sich ja auch mit den besten Fotos gar nicht erfassen.
Wir finden es auch toll, wenn hier eine Schulklasse reinkommt und die Schüler dann anfangen Fragen zu den alten Dingen zu stellen, die sie vorher noch nie so gesehen haben. Das beantworten wir dann wirklich gerne.
Man denkt ja auch oft, daß Leute vielleicht Schwellenangst haben oder meinen, sich den Gang zum Antiquitätenhändler gar nicht leisten zu können…
Das gibt es natürlich aber es ist eigentlich völlig unberechtigt, weil man mit jedem Geldbeutel fündig werden kann. Wir haben tolle alte Ringe für 25 Euro, aber eben auch seltene Porzellane für 25.000. Was wir auch sehen, ist daß man zur Hochzeit oder Taufe gern wieder etwas Altes und Werthaltiges schenkt, ein tolles Besteck zum Beispiel oder etwas Schönes aus Silber.
Wie ist das, wenn man zu Ihnen kommt, um Ihnen etwas zu verkaufen? Oder verkaufen die Leute lieber über Auktionshäuser?
Wir kaufen sehr gern von privat an, wenn die Ware zu uns passt und zahlen sehr faire Preise. „Versteigern“ klingt natürlich erstmal spannend und das kann es auch sein, wenn Bieter sich gegenseitig hochsteigern. Aber was vielen Leuten nicht klar ist, das sind die Gebühren bei Auktionsverkäufen. Da nehmen viele Häuser inzwischen 25 bis 30% vom Verkäufer – und dasselbe nochmal vom Käufer – so daß man als Verkäufer da wirklich auch auf viel Geld verzichtet. Das sollte man einfach bedenken und daher freuen wir uns, wenn die Leute uns hier besuchen und uns ein Angebot machen lassen.
Antiquitäten im Nikolaiviertel • Spandauer Str. 29 • 10178 Berlin • Tel.: (030) 241 56 69
Website: antiknik.de • E-Mail: antiknik@gmx.net