Die Eiergasse: Berlins kürzeste Straße
Anekdoten gibt es viele im und um das Nikolaiviertel. Wie die kürzeste Straße der Stadt zu ihrem Namen kam, ist eine davon. Sie heisst bis heute Eiergasse, ist eines unserer beliebtesten Fotomotive und verbindet auf nur 16 Metern den Nikolaikirchplatz mit dem Mühlendamm.
Daß wir heute unsere Lebensmittel in der entsprechenden Abteilung des Supermarkts finden, erscheint uns selbstverständlich und so schlendern wir bestens orientiert von der Gemüseabteilung zu den Molkereiprodukten. Doch so aufgeräumt ging es nicht immer zu. Unsere Vorfahren mussten sich nicht nur mühsam ihren Weg durch das Wirrwarr der Händler und Marktstände suchen, sondern sich auch mit teils katastrophalen hygienischen Zuständen herumplagen. Berlin war hierbei natürlich keine Ausnahme und so waren auch viele Märkte an der Spree äußerst übelriechend.
Sicher ist, daß am nördlichen Ende des Mühlendamms schon im frühen 13. Jahrhundert Handel getrieben wurde, schließlich lag der Platz günstig am ersten befestigten Spreeübergang zwischen Berlin und Cölln. Zum Ende des 13. Jahrhunderts kam der „Neue Markt“ an der Marienkirche hinzu, um die Bevölkerung der wachsenden Stadt zu versorgen. Dieser wurde auch bald zum geschäftigeren der beiden Marktplätze.
Der Neue Markt wurde um 1292 mit größerem Platzangebot angelegt, auf dem Alten Markt am Mühlendamm aber, so erzählt man sich, wurde Mitte des 17. Jahrhunderts das Gedränge so groß, daß der Ochsenkopf auf der Butter lag, die Fischabfälle in der Milch schwammen und das war kein Zustand. 1650 ordnete daher der Preußische Kurfürst Friedrich Wilhelm an, das Warenangebot zu trennen und fortan wurden die Milchprodukte am Molkenmarkt verkauft und die Eier in der Eiergasse.
Eine andere und weniger unappetitliche Überlieferung besagt, daß es auf dem Molkenmarkt schlicht nicht mehr genug Platz für die wachsende Zahl von Händlern gab und daß deshalb alle Eierhändler in die kleine Gasse gegenüber umziehen mussten.
Auch zur Namensherkunft des Molkenmarktes gibt es neben dem Verkauf von Molkereiprodukten der dort befindlichen Mühlenhofmeierei noch weitere Erklärungen. Eine andere Theorie besagt nämlich, daß der „Molkenmarkt“ von „Mollen“, dem niederdeutschen Wort für „Mühlen“ abgeleitet wird. Ebenfalls recht plausibel für einen „Markt, der sich am am Mühlendamm befindet“.
Wie auch immer die Dinge genau zustande kamen: wir laden Sie auf Ihrem Weg durchs Nikolaiviertel ein, zu einem wahrlich kurzen Spaziergang durch Berlins kürzeste Straße.
Mehr über Sehenswürdigkeiten im Nikolaiviertel erfahren? Lesen Sie z.B. auch unseren Beitrag zum „Heiligen Georg„!