Zur Erinnerung an die Gründung Berlins: das Stadtsiegel und der Gründungsbrunnen
Der Nikolaikirchplatz ist das Zentrum des Nikolaiviertels, ein beliebter Treffpunkt und eines der schönsten Fotomotive in Berlin Mitte. Aber er hat neben der Nikolaikirche noch viele andere spannende Dinge zu bieten. Dazu gehören ohne Zweifel das „Stadtsiegel“ und der „Gründungsbrunnen“.
Der Berliner Bildhauer und Medailleur Gerhard Thieme hat das Stadtsiegel, eine runde Gedenkplatte im Jahr 1987 nach einer Idee des Architekten Günter Stahn gestaltet. Sie besteht aus Bronze, hat einen imposanten Durchmesser von 2,20 m und befindet sich wenige Meter vor dem Eingang der Nikolaikirche. Die Bronzeplatte stellt das erste Berliner Stadtsiegel dar und markiert den Ort der Stadtwerdung Berlins. Ihr Rand zeigt umlaufenden Text, der daran erinnert, daß die askanischen Markgrafen Otto III. und Johann I. Berlin, das bis dahin ein bloßer Handelsort rund um Nikolaikirche und Molkenmarkt war, einst die Stadtprivilegien verliehen haben sollen. Berlin wurde zwar erst 1244 erstmals urkundlich erwähnt, Cölln aber bereits am 28. Oktober 1237, daher gilt das Jahr 1237 als offizielles Jahr der Stadtgründung.
Wenige Schritte neben dem Stadtsiegel befindet sich der Gründungsbrunnen. Unter schattenspendenden Bäumen und umgeben von Bänken lädt er beim Plätschern des Wassers zum Verweilen ein. An den Aussenseiten des Natursteinbeckens befinden sich als Reliefs die Siegel der sogenannten Viergewerke. Das waren im Mittelalter und der Frühneuzeit, die wichtigsten Handwerksvereinigungen einer Stadt, die durch die Stellung von Ratsherren auch Einfluss auf die städtische Politik hatten. Die Zünfte von Berlin und Cölln wurden damals von den Bäckern, Fleischern, Schuhmachern und die Tuchmachern bzw. Schneidern angeführt und so lassen sich beispielsweise auf den Siegeln, symbolisch für die Bäcker, Brezeln erkennen.
Über dem Becken erhebt sich die wasserspendende Mittelsäule. Auf ihr sitzt das Berliner Wappentier – ein Bär, der ein Schild mit dem askanischen Adler der Markgrafen Otto III. und Johann I. trägt. Die Wappenskulptur und die Sandsteinreliefs wurden ebenfalls von Gerhard Thieme gestaltet. Umschlossen wird der Brunnen auf eine dekorative und transparente Art durch eine geschmiedete Bekrönung, die dem auf dem Podest sitzenden Bären symbolischen Schutz bietet. Entworfen und gefertigt wurde die Bekrönung vom Berliner Kunstschmied H. J. Kunsch.