Nikolaiviertel persönlich: die bunte Welt von Klio Karadim

08. Mai 2025

Sie verewigt in ihren Bildern die persönlichen Lebensgeschichten ihrer Kunden und bemalt die bekannten Buddy-Bären: ein Gespräch mit Klio Karadim.

Als eine der Kreativen im Nikolaiviertel müssen wir Sie natürlich fragen: wie kamen Sie zu Pinseln und Farben?

Kunst hatte in unserer Familie einen ziemlich festen Platz. Meine Tante war Bildhauerin und meine Mutter war Fotografin in Sofia, wo ich ja geboren bin. Irgendwann in der Kindheit hatten wir gemerkt, daß ich ganz gut malen kann und in Bulgarien musste man sich damals nach der 7. Klasse entscheiden, auf welche Art Gymnasium man gehen will. Also ging ich dann ab der 8. Klasse zur Kunstschule und habe sie 1989 mit meinem Diplom abgeschlossen.

Wie ging es weiter und wie kamen Sie nach Deutschland?

Ich hatte zuerst vor, nach zu Frankreich gehen und habe deshalb erstmal Französisch gelernt. Ab 1987 hatte ich parallel zur Schule angefangen, auf einer Promenade am Schwarzen Meer meine Bilder zu verkaufen. Um 1990 herum wurde ich dann von einer befreundeten deutschen Familie aus Halle an der Saale zum Besuch nach Deutschland eingeladen. So kam das mit Halle zustande und dann habe ich dort tatsächlich 10 Jahre verbracht, mit Malen und Studieren an der Hochschule für Kunst und Design „Burg Giebichenstein“. Ich habe damals im Studium auch Teppiche gewebt und war einige Monate für ein Filmprojekt in Mexiko. Das war eine tolle Zeit.

Was hat Sie dann nach Berlin gebracht?

Halle war dann doch irgendwann zu klein und ich war damals öfter in Berlin – natürlich auch wegen der Kunstszene. 2000 habe ich dann beschlossen, hierher umzuziehen. Damals war das sehr verlockend und es war in der Stadt auch alles noch bezahlbar. Ich habe dann meinen Ehemann kennengelernt und im Jahr 2006 habe ich mit ihm zusammen meine eigene Galerie am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg eröffnet. Mein Mann ist ja auch mein Geschäftspartner: ich male Bilder, er fährt sie zu den Kunden… tja, und nach einigen Jahren wollten wir dann aber mehr in Richtung Mitte…

Und seit 2014 sind Sie im Nikolaiviertel…

Genau. Wir waren oft in Mitte unterwegs und ich fand es hier sehr lebendig, sehr international, natürlich auch durch die vielen Touristen. Durch die Fussgängerzone sind die Leute sehr gechillt und haben einfach Muße zum Schauen und zum Schlendern und da dachte ich gleich, das wäre doch ein toller Standort für meine Galerie. Inzwischen ist es beides, Galerie und Atelier.

Mit welchen Arbeiten sind Sie aktuell am meisten beschäftigt? Mit den Buddy-Bären… die sind ja weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt?

Ich bemale Buddy-Bären, das ist richtig. Die gibt es dann von 22 cm bis zu 2 Meter groß und das sind dann auch Privatleute, die sich den Bären in den Garten oder das Wohnzimmer stellen wollen. Aber auch gewerbliche und öffentliche Auftraggeber, wie der Berliner Senat, der Bundestag und einige Botschaften. Den Großteil meiner Zeit verbringe ich aber mit meinen Biografiebildern.

Das klingt sehr persönlich.

Ja. Im Prinzip sind es gemalte Lebensgeschichten. Die Leute vertrauen mir ihre Geschichte und ihre Erinnerungen an, also auch besondere Ereignisse oder Meilensteine, wie das Kennenlernen oder besondere Reisen, und ich bringe alles in Acryl auf Leinwand zusammen. Die Biografiebilder werden meistens zu speziellen Anlässen in Auftrag gegeben, also zur Hochzeit, zu einem runden Hochzeitstag, Geburt eines Kindes usw. Und ja, das sind sehr persönliche Bilder, weil die ja auch ganz individuelle Wesenszüge abbilden.

Wie werden die Leute auf Sie aufmerksam?

Natürlich auch durch das Internet und Ausstellungen, die ich gemacht habe aber sehr viele Kontakte kommen durch den Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt. Dort bin ich seit über 20 Jahren jedes Jahr dabei. Da wird dann ein Flyer mitgenommen oder natürlich ganz klassisch durch Weiterempfehlung in der Familie oder im Freundeskreis. Und dann freue ich mich, wenn die Leute mich hier im Viertel besuchen…

Apropos „Viertel“: was sind Ihre Gedanken oder Wünsche, was das Nikolaiviertel angeht?

Es ist natürlich schon super, daß es hier nur individuelle Geschäfte und keine Ladenketten gibt aber ich fände es toll, wenn mehr freiwerdende Läden an Künstler und Kunsthandwerker vermietet werden würden. Das hätte einen ganz tollen Reiz, auch für die Berliner. Ich meine das so in Richtung „Künstler- und Handwerkerdorf“. Ich merke das oft im Gespräch mit Kunden, die aus ganz anderen Gegenden Berlins zu mir kommen, daß sie sagen „in diesem Viertel war ich ja noch nie aber das ist wirklich schön hier“ und die sich viel mehr Kunst und Kultur wünschen.

Und was sind Ihre persönlichen Pläne?

Ich freue mich auf die nächsten Ausstellungen: am 8.8.2025 ab 18 Uhr bin ich in Seelow bei der Kulturnacht dabei und am 18.4.2026 im Hollerhaus in Icking bei München. Neben den Auftragsarbeiten nehme ich mir auch Zeit für meine eigenen Arbeiten, die in der Technik der Enkaustik – also Bienenwachs auf Holz – oder der Tusch-Malerei gewidmet sind. Die freie Arbeit ist mir sehr wichtig, um mich künstlerisch weiter zu entwickeln.

Klio Karadim • Am Nussbaum / Propststraße 1 • 10178 Berlin • Tel.: (030) 21801816
Website von Klio Karadim: karadim.info • E-Mail: klio@karadim.de